Sonntag, Juli 09, 2006

Von vernachlässigten Serotoninen




Nun endlich habe ich ein Foto gemacht: Seit Vera in Japan war, liegt er hier herum, der exotische Schokoriegel. Uns allen bekannt in der euopäischen Version, gern aus dem Uni-Automaten mit den Spiralen, manchmal auch mit weißer, eigentlich aber immer mit simpler brauner Milchschokolade
und Waffel (nein, ich habe kein Geld bekommen hierfür, ich hab nur noch nicht gefrühstückt). "Diese Japaner" haben das jetzt "weiterentwickelt": immer noch - Globalisierung ahoi - von der Schweizer Firma mit dem Accent vertrieben, aber mit grünem Tee in der Schochki. Zusammen mit Streifen von getrockneter Alge in Plastiktüte (nicht ganz so meins - ein Euphemismus) und Erdnussgebäck (ganz ok), hat Vera ihrer Konstanzer Bagage dies aus ihren drei Wochen fernöstlicher Esskultur zukommen lassen. Die Erdnüsse sind geknackt, die Streifen gestrichen, der Schokoriegel aber liegt weiterhin unberührt in meinem Vorratsregal. Nun sind während stressreicher Unitage (zum Beispiel beim Verfassen eines Blogs - nur so am Rande: Comer, Abnormal Psychology: Chemicals in chocolate may bind to the same neuron receptors that receive cannabis substances) derlei Tatsachen eher ephemer. Der Riegel aber überlebt und überlebt.
Und wenn ich so nachdenke, weiß ich auch wieso:
1) Mir graut es vor der Exotik. Nach den Algenstreifen habe ich irgendwie Bedenken, noch einmal einer ungewöhnlichen Gaumenfreude ausgesetzt zu werden. Es gibt bei uns in Bayern (jawoll, Sakradi, Herrschaftszeiten) ein Sprichwort, das da lautet: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Und in dieser Hinsicht bin ich in meiner Ruralität nicht zu schlagen. Das einsame Süßstück in meinem Regal steht also für diesen schrecklichen (auch kulinarischen) Eurozentrismus, den ich sowohl in diesem Blog bereits für andere als auch besoders für meine eigene Person konstatiert habe.
2) Mit dieser Erkenntnis könnte ich mich nun doch ans vorfreudige Aufreißen und Verspeisen des Mitbringsels machen, ganz tapfer, ganz weltoffen. Nun aber liegt der zweite Hund gerade unter dem Wort "Mitbringsel" begraben. So hübsch fremd wie der Riegel in seiner grünen Verpackung wirkt (und so wenig man den darunter stattfindenden Verrottungsprozess realisiert), so sehr hat er mittlerweile für mich die Konnotation eines besonders spannenden, weil ungewöhnlichen Souvenirs. Und Souvenirs isst man nicht einfach (sind sie hässlich, versteckt man sie vielleicht, aber ich mag das Ding ja). So wird es wahrscheinlich weiterhin hier in meinem Regal darniederliegen, immer mal wieder bedauernd und doch lächelnd von mir betrachtet und sollte jemals jemand danach fragen, kann ich es genauso und noch viel beeindruckender tun, wie mit der schon früh an dieser Stelle erwähnten Katze - sagen: "Oh ja, das ist aus Japan, weißt du?"

Cannabis-Info-Quelle: Ronald J. Comer, Abnormal Psychology (5th Edition),
New York, 2004, S. 386

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Jetzt iss es endlich! Es is sicher noch gut (von wegen Verrottungsprozess)solte nurn bissl in Kühlschrank bei der Hitze. Und es is lecker!! (und ich hab noch eins wenn unbedingt eines aufheben magst, habs aber eigentlich schon zum Probieren mitgebracht)

6:24 PM  

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