Donnerstag, Juli 27, 2006

Von Störungen und Originalen

"Echte Japaner" waren selbst im sehr schönen Film meiner drei Cyberfictions-Kollegen Kai Voßkämper, Timo Warken und Sebastian Hoggenmüller spärlich anwesend. Der schüchterne Übersetzer und der in seiner Schüchternheit mehr an den Klischee-Südeuropäer erinnernde, aber leider kaum übersetzbare Koch gaben die regionalen Originale. Aber gab es da nicht mal eine erwähnte Korrespondenz, so ganz zu Anfang dieses Blogs? Meine Freundin Vera und ihre japanischen Australien-Bekanntschaften Hiroko und Naoko. In motiviertester Blog-Absicht erkundige ich mich also nach der beiden eMail-Adressen und beglücke sie mit einem bunterkunten Fragenkatalog zum Thema „Japan und Deutschland“. Leider kann ich nicht mehr genau rekonstruieren, wie die Fragen lauteten, aber sie lagen wohl in der Region von „What do you think is the Japaneses’ image of Germans?“ und „How did you like it in Germany?“ (ausschließlich an Naoko, die schon einmal im schönen Bayern weilen durfte). Mit durch Friends-Facharbeit gestähltem Schulenglisch harrte ich also der Antworten, die laut Vera zeitlich gut durch sein könnten („Die bekommen ihre eMails auf’s Handy“).

Nicht mal eine Woche, nachdem meine elektronische Post nach Fernost abgereist war, kam ihr Austauschpartner bei mir an: Naoko schrieb, Betreff „from japan“. Ich erlaube zu zitieren:

„hi! katja.i'm naoko.it's an interesting project! it is the question that i had this time,but sorry if wrong because english is not proud. anyway i answer it. germany which i think of is clean.it was surrounded on a mountain.and a lake was transparent too. when i went i felt it. i can't remember the name. the image before i went to germany that i thought all people love beer. how did i like it in germany:i like a christmas time.all market got a nice things. i felt that is a real christmas. i was impressed. what i was surprised at : all the highways were free.very good! here in japan must pay a rate of a highway.and there a being a basement in a house. with germany which japan think of if i think,it is a country of invention.it is a medicine,car. an image for a german is a straightness. and an intention is strong. with the german whom a japanese think of is smart and tough. and patriotic. that's it! this answer be useful for a project of a uni for you. and i hope that an answer does not differ from a question. from naoko(^u^)”


Verstanden? Nun ja, ich nicht so ganz. Vera bot mir an, ihr die Mail zu zeigen, um mir zu sagen, was Naoko („ich glaube, ich verstehe ihr Englisch mittlerweile ganz gut“) meinte. Und hier sind wir wieder bei der Übersetzungsthematik. Ich kann bisweilen nicht eruieren, was Naoko mir sagen will, und brauche Vera als Dolmetscher. Naoko und ich schreiben uns in der Weltsprache Englisch, eigentlich zu Zwecken der Homogenisierung unserer Kommunikation, als Treffpunkt von Deutsch und Japanisch. Und doch wird unsere Sender-Empfänger-Relation gestört. Sie entschuldigt sich bereits vorweg für den Fall, dass sie womöglich eine meiner Fragen nicht richtig verarbeitet hat: „and i hope that an answer does not differ from a question.“ Das primäre Sender- (ich) und Empfänger (Naoko)-Verhältnis ist womöglich bereits durch das Rauschen der Sprachbarriere gestört. Das Rauschen jedoch ist bedingt durch unser eigentliches Medium, die Sprache des Englischen. Also ist das Medium bereits selbst die Störung. Und selbige Problematik eröffnet sich erst recht, als ich versuche als Empfänger zu dekodieren, was mir Naoko über Deutscheland zu sagen hat.

So sitze ich schließlich, wie früher nachmittags am Esstisch an den Latein-Übersetzungen, mit Vera im Uni-Innenhof und lasse mir an die bestifteten Hände geben, was ich dachte, seit dem Abi eigentlich souverän zweitsprachlich allein meistern zu können. Was genau sie schreibt, muss ich nicht erläutern. Hier nur einige Vokabeln (ich bin ja versucht, eine Textverstehensfragen zu stellen…)

Mit dem See und dem Berg meint sie wohl, so Vera, die Voralpengegend rund um München, wo sie mit einem Bekannten typisch bayerisch unterwegs war. Basement ist der Keller. Als besonders knifflig haben sich indes folgende Sätze erwiesen: „with germany which japan think of if i think,it is a country of invention.it is a medicine,car. an image for a german is a straightness. and an intention is strong.” Vera dechiffriert dies als Naokos Einschätzung des Deutschlandsbildes der Japaner. „with the german whom a japanese think of is smart and tough. and patriotic.“ Hier allerdings sind wir uns uneinig: Während Vera meint, Naoko beschreibe jetzt das Bild des Japaners vom Deutschen als Einzelperson, glaube ich, dass sie erklärt, was sie denkt, dass Deutsche von Japanern denken.

Whatever – um mal im Idiom zu bleiben – es hat mich sehr gefreut, einmal von meinem Plastik-Schreibtischstuhl platziert in einer südbadischen Mittelstadt mit einer so richtig echten Japanerin zu kommunizieren. Ich möchte, wie gesagt, ihr Geschriebenes auch gar nicht großartig aufarbeiten. Es steht für sich, etwas klischeefestigend, aber deswegen nicht weniger spannend. Fast weltenbürgerlich mag ich mich fühlen (und vergessen, dass ich es bisher weiter östlich in der Welt als Griechenland nicht geschafft habe).
Und was mir Hiroko gut zwei Wochen später noch hat zukommen lassen, bedarf ebenfalls keiner inhaltlichen Erklärung und darf hier auch ganz allein blockzitiert protzen:

„Hi!I'm Hiroko.Nice to meet you!!I'm sorry my answer is very late.because my job is very hard,of course everyday overtime work.I don't have enough time… I like Germany and German people!because they have are very good skills and technology.I think they are kind and friendly but old japanese people has no good image to foreigner.I'm not sure,why they has no good image to foreigner.maybe they has prejudice.but now youg japanese hasn't prejudice. So if you have time you will visit to Japan. Have a nice week! Hiroko“

In diesem Sinne möchte ich mit Naokos herrlichem Smiley, mir zumindest bisher nicht
geläufig, schließen: (^u^)

2 Comments:

Blogger Katja said...

nö sorry ich steh grad aufm schlauch. stört dich die formulierung oder der gedanke, der dahintersteht? hinter der formulierung steh ich nämlich nach zweimaligem lesen immer noch ;)

1:33 PM  
Blogger Katja said...

ach so, das meinte julian auch grad,

aber das ist bewusst so gewählt (so hab ich's ihm auch grad erläutert). zuerst die sprache als generelles medium, allgemein bekannt, dann noch die spezifzierung welche sprache. mit "die englische sprache" wäre das so deutlich nicht rausgekommen. hat also in dem sinne nichts mit hochgestelzter pseudo-wissenschaftssprache zu tun, sondern ist lediglich ein linguistischer dreh um sogar noch durch die worstellung den satz selbst zu erklären. huh, huldigt mir! ;)
oder schreibt mir kritische kommentare. auch recht.

vielen dank auf jeden fall, sehr lieb! werd nachher gleich noch auf deinen blog schauen.

6:51 PM  

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