Vom Anspruch des Kino-Ausschusses
Die Japan-Suche - wo vor ein paar Wochen noch eine Ozean an Ideen nur so danach lechzte, ausgeschöpft zu werden, sickert jetzt nur noch ein hochsommerlich ausgetrocknetes Rinnsal. Der Feedreader ist aber auch ein Werkzeug des bösen Musen-Teufels. Da startet man ihn nach fünf Tagen wieder einmal und wird überschwemmt von einem amazonasgleichen Strom am demografischen Grafiken, beeindruckenden Fremdwörtern, Blogs in immensen Blöcken und einer adipositösen Fülle an spannenden Ideen. Alles, was einem selbst eingefallen ist, und einschüchternder noch, was einem nie in den Sinn gekommen wäre, wird dort aufgeführt, wissenschaftlich ausgeklopft und grafisch ästhetisch aufbereitet.
Was bleibt also noch? Ich blicke auf den rot beschriebenen Notizzettel und alles, was der mir bietet, lässt sich auf den ersten Blick nicht mehr zu als kleinsten Episödchen ausklopfen. Und dennoch möchte ich mich einer gerade aufkeimenden Idee mit der geistigen Gießkanne nähern - vielleicht ist es auch das, was einen das Blogschreiben lehrt: Die anderen Einträge wurden auch nicht an einem (Nachmit-)Tag gebaut. Für Berichtigungen dieser unausgegorenen Erkenntnis steht 24 h der Kommentar-Button am Ende dieses Eintrags zur Verfügung.
Ganz zuletzt steht Scary Movie auf dem rosa Papierquadrat. Ich gestehe hiermit offiziell, dass ich vorletztes Wochenende in einem wohlgemerkt wohlüberlegten Anfall der Trash-Lust diesen Film im hiesigen Cinestar besucht habe (wir waren zu viert im Saal). Nebenhandlung hinter dem dominanten Programm der möglichst albernen parodistischen Collagierung möglichst vieler relativ aktuellen Horrorfilme war, dass Blondchen Cindy immer wieder die Erscheinung eines japanisch aussehenden Gruselkindes hatte. Nach einigen Begegnungen, die hauptsächlich Kreischen in Dolby Digital beinhalteten, fasst sie sich schließlich ein Herz und spricht den Jungen an. Die beiden unterhalten sich auf Japanisch. Er erzählt ihr, wie ich meine, mich zu erinnern, von seiner Vergangenheit. Wieso ich mich nicht genau erinnern kann? Die eigentliche Essenz des Gesprächs ging im Lachen der spärlichen Zuschauer unter. Denn das vermeintliche Japanisch bestand in der Aneinanderreihung verschiedener japanischer Wörter, die mittlerweile Eingang in die europäische und US-amerikanische Kultur gefunden haben. Darunter fand sich beispielsweise eine Serie von Automarken, die konform der im Untertitel auf deutsch erläuterten angeblich ausgetauschten Informationen melodramatisch betont wurden.
Gruselkind: "Nissan Suzuki Toyota!" - Wasserstoff-Cindy: "Toyota? Tempura... Manga Nagasaki Hiroshima Yoko Ono Origami...?" - Gruselkind: "Sushi." (Nicht originalgetreu, nur zu Demonstrationszwecken).
Diese Episode habe ich nach Wegwischen der Lachtränen deswegen gespeichert, weil sie mir erstens klar gemacht hat, welch imposante Menge an japanischen Ausdrücken und damit Kulturgütern und -praktiken selbstverstädlicherweise bereits in Europa wohnen. Nahezu alle Begriffe waren mir bekannt, bei ihrer Nennung leuchtete mir sofort ein entsprechendes Bild in die Dunkelheit des Kinosaals hinein. Und trotzdem hatte ich gerade enorme Schwierigkeiten, mir nur einen Bruchteil dieser Worte wieder ins Gedächtnis zu rufen - einerseits also eine geschmeidige Assimilation japanischer Kultur mit der mir heimischen europäischen - ich kann zu jedem Begriff ein geistiges Abziehbildchen zeichnen. Andererseits aber auch immer noch eine Fremde und Abstraktion - ich finde die Bildchen später nicht mehr wieder.
Diese Fremde äußert sich zudem noch in einer anderen Überlegung, die mir beim Griff in die Weingummi-Tüte (beim Cinestar gibt's fantastischen Weingummi) kam.
Erst nach ein paar ausgetauschten "japanischen" "Sätzen" merkte ich, dass es sich bei der Sprache eben nicht um die grammatikalisch korrekte Sprache handelte, die einem tatsächlichen Informationsaustausch grundlegend ist. Die Ananeinanderreihung von beliebigen (uns Europäern tendenziell bekannten!) japanischen Begriffen hat also eine im ersten Moment tatsächlich überzeugende Simulation (wieder ein Simulakrum gar, möchte man den Film als Kopie der Realität - in dem Fall der Realität der japanischen Sprache - ansehen) einer so fremden Sprache wie dem Japanischen erzeugt. Jeder einzelne Begriff ist mittlerweile bekannt, erfasst und mit Kopfhologrammen versehen. Eine Serie von diesen eingewanderten Begriffen, eine Neugruppierung der Wort-Immigranten aber wirkt noch einmal exotisch und lässt zumindest mich als Nicht-Übersetzungsfähige erst einmal vor der Autorität dieses fremden, ja dann wohl japanischen Klanges in den roten Samtsessel ehrfurchtsvoll in Deckung gehen.
Quellen:
David Zucker, Scary Movie 4, USA 2006.
Was bleibt also noch? Ich blicke auf den rot beschriebenen Notizzettel und alles, was der mir bietet, lässt sich auf den ersten Blick nicht mehr zu als kleinsten Episödchen ausklopfen. Und dennoch möchte ich mich einer gerade aufkeimenden Idee mit der geistigen Gießkanne nähern - vielleicht ist es auch das, was einen das Blogschreiben lehrt: Die anderen Einträge wurden auch nicht an einem (Nachmit-)Tag gebaut. Für Berichtigungen dieser unausgegorenen Erkenntnis steht 24 h der Kommentar-Button am Ende dieses Eintrags zur Verfügung.
Ganz zuletzt steht Scary Movie auf dem rosa Papierquadrat. Ich gestehe hiermit offiziell, dass ich vorletztes Wochenende in einem wohlgemerkt wohlüberlegten Anfall der Trash-Lust diesen Film im hiesigen Cinestar besucht habe (wir waren zu viert im Saal). Nebenhandlung hinter dem dominanten Programm der möglichst albernen parodistischen Collagierung möglichst vieler relativ aktuellen Horrorfilme war, dass Blondchen Cindy immer wieder die Erscheinung eines japanisch aussehenden Gruselkindes hatte. Nach einigen Begegnungen, die hauptsächlich Kreischen in Dolby Digital beinhalteten, fasst sie sich schließlich ein Herz und spricht den Jungen an. Die beiden unterhalten sich auf Japanisch. Er erzählt ihr, wie ich meine, mich zu erinnern, von seiner Vergangenheit. Wieso ich mich nicht genau erinnern kann? Die eigentliche Essenz des Gesprächs ging im Lachen der spärlichen Zuschauer unter. Denn das vermeintliche Japanisch bestand in der Aneinanderreihung verschiedener japanischer Wörter, die mittlerweile Eingang in die europäische und US-amerikanische Kultur gefunden haben. Darunter fand sich beispielsweise eine Serie von Automarken, die konform der im Untertitel auf deutsch erläuterten angeblich ausgetauschten Informationen melodramatisch betont wurden.
Gruselkind: "Nissan Suzuki Toyota!" - Wasserstoff-Cindy: "Toyota? Tempura... Manga Nagasaki Hiroshima Yoko Ono Origami...?" - Gruselkind: "Sushi." (Nicht originalgetreu, nur zu Demonstrationszwecken).
Diese Episode habe ich nach Wegwischen der Lachtränen deswegen gespeichert, weil sie mir erstens klar gemacht hat, welch imposante Menge an japanischen Ausdrücken und damit Kulturgütern und -praktiken selbstverstädlicherweise bereits in Europa wohnen. Nahezu alle Begriffe waren mir bekannt, bei ihrer Nennung leuchtete mir sofort ein entsprechendes Bild in die Dunkelheit des Kinosaals hinein. Und trotzdem hatte ich gerade enorme Schwierigkeiten, mir nur einen Bruchteil dieser Worte wieder ins Gedächtnis zu rufen - einerseits also eine geschmeidige Assimilation japanischer Kultur mit der mir heimischen europäischen - ich kann zu jedem Begriff ein geistiges Abziehbildchen zeichnen. Andererseits aber auch immer noch eine Fremde und Abstraktion - ich finde die Bildchen später nicht mehr wieder.
Diese Fremde äußert sich zudem noch in einer anderen Überlegung, die mir beim Griff in die Weingummi-Tüte (beim Cinestar gibt's fantastischen Weingummi) kam.
Erst nach ein paar ausgetauschten "japanischen" "Sätzen" merkte ich, dass es sich bei der Sprache eben nicht um die grammatikalisch korrekte Sprache handelte, die einem tatsächlichen Informationsaustausch grundlegend ist. Die Ananeinanderreihung von beliebigen (uns Europäern tendenziell bekannten!) japanischen Begriffen hat also eine im ersten Moment tatsächlich überzeugende Simulation (wieder ein Simulakrum gar, möchte man den Film als Kopie der Realität - in dem Fall der Realität der japanischen Sprache - ansehen) einer so fremden Sprache wie dem Japanischen erzeugt. Jeder einzelne Begriff ist mittlerweile bekannt, erfasst und mit Kopfhologrammen versehen. Eine Serie von diesen eingewanderten Begriffen, eine Neugruppierung der Wort-Immigranten aber wirkt noch einmal exotisch und lässt zumindest mich als Nicht-Übersetzungsfähige erst einmal vor der Autorität dieses fremden, ja dann wohl japanischen Klanges in den roten Samtsessel ehrfurchtsvoll in Deckung gehen.
Quellen:
David Zucker, Scary Movie 4, USA 2006.