Donnerstag, August 17, 2006

Von Gedanken, die eigentlich hier gar nichts mehr zu suchen haben

Irgendwie ist es komisch (Texte, die so anfangen, sind meistens trivial, aber ich sehe über diese Prämisse einfach mal hinweg): Ich wollte immer nach Japan reisen, schon lange vor diesem Seminar. Lebensziele habe ich mir nie groß gesetzt (außer mal eine Eigentumswohnung in einer Stadt mindestens so groß wie Konstanz, Altbau, Oberlicht, Maisonette, renoviert, mit Küche, Fronten rot glänzend, großer aber energiesparender Kühlschrank, mit Katze und Liebstem und ein Job, der mich sowas finanzieren lässt), deswegen gab es nie irgendwo eine bewusste Geistesliste, auf der stand, rechts neben einem noch leeren Kästchen: "Nach Japan reisen". Aber wenn man dann mal so davon sprach, von Reisen, dann fiel von meiner Seite aus auch immer Japan. Und das mit ehrlicher, nicht gruppengezwängter Begeisterung.
Nach diesem Seminar aber ist die Begeisterung weg. All die Eindrücke und Gedanken, sei es von mir oder von Kommilitonen, haben sich zu einem diffusen, wohl verzerrten eigenem Japan-Bild verkleistert, an dem jeglicher Reise-Enthusiasmus kleben bleibt und dabei hässlich zerreißt. Klar, eine gute Möglichkeit, mir selbst ein Bild zu machen, so wie ich es (wie so viele andere auch in ihrem Fazit) ja auch geschrieben habe. Und ich werde es wahrscheinlich auch so tun, wenn ich die Eigentumsmaisonettealtbauwohnung abbezahlt habe. Genauer überlegt aber ist der Reiz verstummt. Ich habe zwar irgendwie mein Japan in Konstanz gefunden, in Erzählungen und eigenen Gedanken, aber mein Japan in Japan will ich gar nicht mehr suchen.